DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7741.2020.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7741 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2020 |
Veröffentlicht: | 2020-08-14 |
Der in sehr langen Zeiträumen entstandener Boden ist eine kostbare und knappe Ressource, die unseres besonderen Schutzes bedarf. In den vergangenen Jahren fanden zahlreiche Aktionen und Aktivitäten statt, die darauf abzielten, den Boden stärker in das Blickfeld der Gesellschaft zu rücken. Gelungen ist dies vor allem durch das große, ungebrochene Engagement der unzähligen Akteure in den Behörden, Organisationen, Forschungseinrichtungen, Gremien und Verbänden. Das ändert aber nichts daran, dass Politik und Öffentlichkeit die stetig wachsenden Bodenbelastungen und Bodengefährdungen immer noch unzureichend wahrnehmen.
Die Biodiversität im Boden ist von einem enormen Arten- und Individuenreichtum sowie einer Vielfalt unterschiedlicher Organismengruppen gekennzeichnet. Das Habitat „Boden“ besteht aus einer Anzahl verschiedener Lebensräume, die auf allen räumlichen Ebenen sehr heterogen sind. Die mannigfaltigen Bodenorganismen werden üblicherweise in unterschiedliche Größenklassen eingeteilt, die sich an den Habitatskompartimenten orientieren. Bodenorganismen sind in komplexen Bodennahrungsnetzen organisiert, wobei die verschiedenen Arten unterschiedliche Ernährungsstrategien aufweisen und sich somit auf vielen Ernährungsstufen des Bodennahrungsnetzes verteilen.
Unentwegt schreitet die Flächenneuinanspruchnahme voran und wertvolle natürliche Bodenfunktionen gehen verloren. Alte und versiegelte Brachflächen sind Potenziale für eine Neuentwicklung, ohne den Boden neu zu versiegeln. Was aber ist eine Neuentwicklung? Wir stellen uns mit dem Bodenschutz auch innerörtlich auf: Potenzialflächen können grüne Flächen sein, mit denen wir dem Klimawandel begegnen wollen. Böden, die das Wasser zurückhalten können, für Abkühlung sorgen bieten dem Menschen eine Naherholung. Das verstehen wir unter nachhaltigem Flächenmanagement und unter Neuentwicklung.
Böden und Bodenfunktionen werden durch den Klimawandel beeinträchtigt. Insbesondere die ausgeprägten Sommertrockenheiten der letzten Jahre führen uns die Auswirkungen des Klimawandels schon heute vor Augen. Gleichzeitig übernehmen Böden wichtige Klimaregulationsfunktionen. Im Erdsystem steuern sie u. a. den Kohlenstoff- und Wasseraustausch und können damit den Klimawandel und die Auswirkungen von Hitzewellen und Starkregenereignissen mindern. Allerdings können sie diese Funktionen nur in ausreichendem Maße wahrnehmen, wenn sie aktiv am Wasserhaushalt teilnehmen können und in der Lage sind Niederschlagswasser zu infiltrieren, im Bodenkörper zu speichern sowie den Pflanzen und der Verdunstung zur Verfügung zu stellen.
Auf Böden stehen unterschiedliche Nutzungs- und Schutzansprüche oft in Konkurrenz zueinander. Gleichzeitig existieren Synergien mit anderen Schutzgütern wie Klima, Wasser, Flora, Fauna und Biodiversität. Nur unter Berücksichtigung der Böden kann ein wirkungsvoller Grund- bzw. Trinkwasserschutz oder Hochwasser- und Klimaschutz gelingen.
Um den Bodenschutz zu stärken, bedarf es vielseitiger Anstrengungen in den betroffenen Disziplinen sowie der Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure. Der Beitrag greift aus diesem Kontext die Bedeutung von Böden und Bodenschutz im Spannungsfeld von Landwirtschaft und Wasserschutz auf und beleuchtet diese näher.
Der Verlust landwirtschaftlicher Flächen und die Intensivierung der ackerbaulichen Bodennutzung in den letzten Jahrzehnten haben zu einer quantitativen und qualitativen Beeinträchtigung der Bodenfunktionen geführt. Der Klimawandel, einhergehend mit einer Häufung von Extremniederschlägen, Starkwinden und Dürren, stellt eine weitere Gefährdung für die land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden dar, sodass frühzeitig umfangreiche Vorsorgemaßnahmen für den Schutz der Böden zu ergreifen sind.
Die (Mikro-)Plastikbelastung in Böden rückt zunehmend in den öffentlichen Fokus, aber die Datenbasis zu diesem Thema ist noch wenig belastbar. Über die Bedeutung der verschiedenen Eintragsquellen und -pfade liegen bis heute hauptsächlich Annahmen vor. Notwendige Voraussetzung für die Entwicklung von Vermeidungsstrategien ist ein besseres Systemverständnis der Mikroplastikbelastung und der Auswirkung auf Ökosystemfunktionen. Für weitere interdisziplinäre Forschung im Bereich der Datenerhebung und Modellierung besteht daher dringender Bedarf.
Bei Maßnahmen des Wasserbaus und der Gewässerunterhaltung bleiben die Belange des Bodenschutzes im Hinblick auf die gewässerbegleitenden Böden oft unbeachtet. Die Potenziale von Maßnahmen an Gewässern im Hinblick auf das Erreichen eines guten gesamtökologischen Zustands von Oberflächengewässern gemäß Zielvorgaben der EG-WRRL werden in diesen Fällen nicht ausgeschöpft. Die positiven Wirkungen gewässerbegleitender Böden in guter Ausstattung ihrer natürlichen Funktionen für wasserwirtschaftliche wie naturschutzfachliche Ziele, aber auch der rechtliche Handlungsrahmen und die aktuell bestehenden Planungs- und Handlungsdefizite werden im Überblick dargelegt.
In den Bundesländern haben sich verschiedene Verfahren zur Bewertung von Bodenfunktionen und Empfindlichkeiten sowie zur Ermittlung und Bilanzierung bodenbezogener Verminderungs- sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen etabliert. Diese positiven Entwicklungen in den Ländern zeigen aber insbesondere bei länderübergreifenden Planungen und Projekten wenig Wirkung, da die Methodenvielfalt in diesen Fällen nicht zu einer einheitlichen und umfassenden Berücksichtigung des Schutzguts Boden beiträgt. Aus diesen Gründen hat die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO) den Bedarf der Erarbeitung einer bundesweiten, länderübergreifenden Bodenfunktionsbewertung formuliert. Zeitgleich hat der Vorstand des Bundesverbandes Boden e. V. die Einrichtung eines Fachausschusses (FA) „Bundesweite Bodenfunktionsbewertung“ beschlossen und strebt einen fachlichen Austausch mit der LABO an. Der Beitrag stellt die Eckpunkte für die Erarbeitung einer bundesweiten, länderübergreifenden Bodenfunktionsbewertung vor.
Natur- und Bodenschutz sind rechtlich und fachlich eng miteinander verknüpft. In der Planungs- und Genehmigungspraxis spiegeln sich die gemeinsamen Schnittstellen jedoch nicht im ausreichenden Maß wider. Zum Teil ist ein Neben- oder sogar Gegeneinander zu konstatieren. Stattdessen ist eine konsensorientierte Zusammenarbeit des Natur- und Bodenschutz unter Einbindung des Gewässerschutzes unter dem Dach der Umweltbehörden anzustreben. Eine nachhaltige Landschaftsentwicklung muss ein hohes Schutzniveau für die Umwelt insgesamt gewährleisten; mögliche Verlagerungen nachteiliger Auswirkungen von einem Schutzgut auf ein anderes sind soweit wie möglich zu vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein gegenseitiges Verständnis für die Belange der einzelnen Naturgüter geschaffen werden. Rechtliche, planerische, methodische und administrative Defizite müssen beseitigt werden.
+++ Rückblick Regionalgruppen 1995 bis 2020. Die Geschichte der Regionalgruppe Nord +++ Rückblick Fachgruppen 1995 bis 2020. Die Fachgruppe 1 „Bodenbezogene Rechtsbereiche“ +++
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